E-Learning sollte soweit wie für die Lernenden oder Lehrenden pädagogisch oder didaktisch sinnvoll und hilfreich dort zum Einsatz kommen, wo es
• das Lernen und Verstehen unterstützt,
• Leistungsbewertungen fairer und besser macht,
• wo es beim Lerntransfer hilft und dieser von entscheidender Bedeutung ist,
• wo die Individualität der Lernenden unterstützt werden kann und nicht "one size fits all" primär wichtig erscheint –
• wo es (verschiedenste) Lernwege aufzeigen und ermöglichen kann, die es anders nicht gäbe,
• wo es Lernen effektiver, besser und zeitgemäßer macht – natürlich auch in Form von unterstützendem blended-learning und selbstverständlich auch dort,
• wo es, aus welchen Gründen auch immer, keine andere Möglichkeiten zum Lernen gibt.
Leider wird von Kritikern des e-learnings häufig so getan, als würde e-learning Lehrende oder (motivierende) Pädagogen ersetzten wollen, nicht selten mit Forschungsergebnissen aus einer Zeit, in der die Übertragungsgeschwindigkeit und Verfügbarkeit einer Internetverbindung und die Computerleistung (von Mobilen Geräten oder Mobilen Netzen ganz zu schwiegen) e-learning kaum mehr als Hyperlinks, Texte, Bilder und vielleicht gerade noch schlechten Ton ermöglichten. Manchen Kritiker verbreiten allerdings wohl leider auch aus Unwissenheit und/oder aus Gründen der Selbstdarstellung schlicht didaktisch unhaltbare Behauptungen.
E-Learning kann viele verschiedene Lernformen unterstützen bzw. erst ermöglichen, es kann kooperative und kollaborative Lernformen einbinden, wissenschaftliches Denken und Medienkompetenz fördern und es kann für bessere und fairere Bewertungen (auch z.B. bei Gruppenarbeiten) sorgen.
Der besonders wichtige Ansatz des "Lernen durch Lehren" findet im e-Learning viele verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten.
E-Learning kann zudem (bei richtiger Anwendung) zu einer Entlastung der Lehrenden und zu neuen Lernmöglichkeiten für die Lernenden führen und damit von großem Vorteil für beide Seiten sein.
Das Konzept des blended-learnings scheint mir besonders attraktiv zu sein. Das Beste aus beiden Welten. Wo immer möglich sollte e-Learning als didaktisches Zusatzmittel zum Studium oder zur Schule wie auch Weiterbildung nicht mehr fehlen dürfen, sollten die umfangreichen didaktischen Möglichkeiten genutzt werden. Lebenslanges Lernen kann besser verwirklicht werden, wenn e-learning schon früh im Zusammenhang mit e- und blended-learning erlernt und umfangreiche Medienkompetenz vermittelt wurde.
"Ausschließliches" e-learning kann überall dort zum Einsatz kommen, wo es keine anderen Möglichkeiten gibt, wo es um Weiterbildung und Bildung geht oder wo Neues mit Eigenmotivation gelernt werden soll / will, aber auch noch Überblick und Grundlagen fehlen.
Interessant erscheint, dass sich E-Learning, insbesondere bei medienschaffenden oder mediengestaltenden Studiengängen häufig darauf beschränkt, über Termine zu informieren bzw. Textdateien und Links an die Studierenden weiter zu geben, im Grunde also eher von E-Information gesprochen werden kann. Doch es könnten künstlerische Studiengänge enorm von e-Learning profitieren und eine Qualitätssteigerung der dortigen Lehre bewirken - gerade, weil einige „Medienschaffende“ künftig diejenigen sein werden, die auch Medien für diesen Bereich produzieren.
Durch die neuen technologischen Möglichkeiten in den Lernprozessen können insbesondere kreative Menschen, für die selbstgesteuertes (also auch autodidaktisches) und individualisiertes Lernen von besonderer Bedeutung ist (Kleinen, 2003, S. 28), die Rolle des Lernenden im Lehrprozess verändern, dadurch also eine aktivere Rolle einnehmen (Schulze, 2006, S. 8).
Zudem ist davon auszugehen, dass ein zunehmender Anteil der mediengestaltenden Berufe künftig auch die ,Didaktische Produktion‘ (so ein Ausdruck der Universität Ilmenau) gestalten werden, welche beim e-Learning zum Einsatz kommen. Damit werden sie Medienautoren und Multiplikatoren, da diese Aufgabe nicht allein von Didaktikern und Didaktikerinnen professionell zu bewältigen sein wird bzw. eine „Professionalisierung der Produktion didaktischer Medien“ (Kerres, 2001, S. 47) wünschenswert erscheint.
Kerres spricht aufgrund der zentralen Merkmale des Web 2.0 auch von e-Learning 2.0 - also einem interaktivem, partizipativem, kooperativem und kollaborativem E-Learning (2006, S. 6f).
Nicht extra betont werden muss, dass sich e-Learning nicht für alle (künstlerischen) Lehrbereiche gleichermaßen eignet - die Reflexionsmöglichkeiten und der Zwang einer gewissen Verschriftlichung kann jedoch fast immer positiv gewertet werden und hat viele Lerneffekte. Schreiben strukturiert Denkprozesse und fördert damit das analytische Denken. Das "Primat der Mündlichkeit" in vielen künstlerischen Studiengängen könnte mit e-Learning zumindest ein wenig verdrängt werden und eine gewisse "Verwissenschaftlichung des Studiums" unterstützen, was (gut begründbar) als ein wünschenswertes Ziel betrachtet werden kann.
E-Learning kann nicht die vielfältigen Eigenschaften und Vorteile guter Lehrender oder die motivierenden Wirkung motivierter Pädagogen ersetzen - niemand könnte das ernsthaft behaupten wollen. Auch die positiven wie auch die negativen Auswirkungen der Mitlernenden sollte mit einbedacht werden. Nicht unerwähnt darf aber natürlich auch bleiben, wieviele Lehrende manche/n Lernwillige/n jegliche Motivation durch schlechte Didaktik und fragwürdige Lehrmethoden und sogar persönliche Anfeindungen jeglichen Spass am Lernen geradezu ausgetrieben haben - Lehrende, die weder fähig noch willens waren und sind, sich über Zweck und Ziel des Lernstoffs mit den Lernenden auseinander zu setzen und denen die Bedeutung von (hilfreichen) Beispielen und die Relevanz des zu Lernenden im Leben selbst fremd zu sein scheinen; sei es das Berufsleben, politische und wissenschaftliche Kompetenz oder eben der Alltag.
Förderung von Medienkompetenzen
Lehrende wie Lernende brauchen für erfolgreiches Lehren und Lernen Medienkompetenzen. Grundlegend ist die Mediennutzungskompetenz zur Erschließung und Nutzung der Lernressourcen. [...]
Professionalisierung des medienbasierten Lehrens und Lernens
Für die aufgabenorientierte didaktische Gestaltung der virtuellen Bildungsprozesse, für die Förderung der autodidaktischen Kompetenzen der Lernenden sowie für die Förderung der Medienkompetenzen muss die Professionalisierung aufseiten der Lernenden wie auch der Lehrenden entwickelt werden. Lernende müssen Medienkompetenzen, autodidaktische Kompetenzen, Kompetenzen zur Ausgliederung und Bestimmung von Aufgaben und Kompetenzen zur Kommunikation im Internet wie zu kooperativem und partizipativem Lernen und Arbeiten in virtuellen Räumen als Teil ihrer Berufskompetenz in der Wissensgesellschaft begreifen und entsprechend aktive, reflektierende und gestaltende Rollen einnehmen können. Lehrende müssen das Arbeiten mit virtuellen Bildungsangeboten ebenfalls als Chance der Professionalisierung und Erweiterung ihrer Kompetenzen bzw. Verschiebung ihrer Tätigkeitsschwerpunkte begreifen. Tätigkeiten wie Lernberatung und -begleitung, Moderation von Diskussionen und Kooperationen im virtuellen Raum, diskursive Aushandlung von komplexen Lernaufgaben fordern ein anderes Kompetenzprofil von Lehrenden als bislang und eine entsprechende Professionalisierung ihrer Kompetenzen. (Arnold, Kilian, Thillosen & Zimmer, 2013, S. 53)
Medienkompetenz und Medienproduktion
Als die vier wesentlichen Aspekte der Medienkompetenz lassen sich die
• Medienkritik (Medien inhaltlich/ästhetisch/semantisch analysieren, reflektieren und erfassen)
• Medienkunde (Wissen um Mediensysteme und die Bedienung der erforderlichen Geräte)
• Mediennutzung (Nutzungskompetenz sowohl rezeptiv als auch interaktiv) und die
• Mediengestaltung (innovative Veränderungen gestalten und verstehen können, sowohl kreativ, inhaltlich wie auch ästhetisch)
nennen (vgl. Baacke, 1998; Hillenbrand & Lange, 1996, S. 37; Katzlinger, 2009, S. 250f; Schneider, 1996, S. 44).
Medienkompetenz bedeutet auch Medienkritik
also z.B. auch die Qualität von Informationen erkennen zu können...

[University of Google - Where anyone can be an expert on anything.]
Der Artikel The University of Google von Tara Brabazon (http://eprints.rclis.org/17508/1/Book%20Review%20-%20The%20University%20of%20Google.pdf) setzt sich kritisch mit dem Umgang von Forschenden und Studierenden mit den Ergebnissen von Suchmaschinen auseinander. Es ist zu bedenken, dass die Suche vieler Suchmaschinen personalisiert ist, also je nach bisherigen Suchaufträgen unterschiedliche Ergebnisse liefert - was vielen Studierenden nicht bewusst zu sein scheint.
Im Internet recherchieren und den (wissenschaftlichen) Wert der Recherchen einschätzen zu können - dafür ist u.a. ein besserer Umgang mit Suchmaschinen, dem Internet und analogen wie digitalen Medien erforderlich - also mehr Medienkompetenz. So gibt es nach der folgenden Studie (von Google) eine "Diskrepanz zwischen Kompetenzeinschätzung und Wissen seitens der Nutzer bei Internetsuche." (siehe auch hier)
Studierende nutzen zur Informationssuche ebenfalls social-media wie facebook oder twitter (siehe hierzu auch die zugehörige Seite social-media oben in der Navigation) - es scheint häufig aber nicht klar zu sein, wie limitiert und wie "verzerrt" die dort zu findenden Nachrichten sind bzw. sein können. Siehe hierzu z.B. auch die Studie "Facebook and Twitter—New but Limited Parts of the Local News System" bzw. den Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen dazu "Wie Twitter und Facebook die Wirklichkeit verzerren". Die Reaktion darauf von facebook hat die NewYorkTimes hier zusammengefasst - die Reaktion hierauf wiederum veröffentlichte die FAZ, die SZ oder Die Zeit .... Dass es sich hierbei nicht um „neue Informationen“ handelt zeigt auch dieser Artikel aus dem Jahre 2011: Vorgefiltertes Web: Die ganze Welt ist meiner Meinung.
Ähnliches ist leider auch in verschiedensten Internetforen (zum Teil auch Foren von Herstellern) festzustellen - Foren können leider Teil der "University of google" sein, wo jeder ein Experte / jede eine Expertin für Alles sein kann und es deshalb wenig verwundert, dass falsche oder zumindest mangelhafte Informationen weiter verbreitet werden als Richtige.
Mediologie: „Ebenso klar wie unbestritten gilt, dass Medien gerade im technischen Sinn Inhalte und Bedeutungen nicht neutral übertragen, sondern diese transformieren und sogar generieren. Medien sind eine Kommunikationen ordnende Macht, die aber nicht von außen auf die Kultur zugreift, sondern selbst Kultur ist.“ (Hartmann, 2003, S. 91)
Die Mediologie, selbst zwischen eher empirischer Kommunikationswissenschaft und hermeneutisch-kulturwissenschaftlicher Medienforschung stehend, bietet schon mit den einfachsten Schemata ein Forschungsdreieck, das die Technologie mit ihren Codes, die Inhalte mit ihrer Gestaltung und die Organisation mit ihrer gesellschaftlichen und praktischen Umgebung zusammen betrachtet.
Der in der Mediologie zentrale Begriff der kulturellen Vermittlung statt der gesellschaftlichen Kommunikation, der Transformation an Stelle des Informationstransportes lässt sich von seinen drei Polen erweitern zum Lernen und Erfahren mit Medien, durch Medien und über Medien und setzt die begonnen Untersuchungen, bis hin zur engagierten Produktion von hochkarätigen Formaten für das Lernen fort (siehe hierzu auch weiter unten "Nightwatching").
Wissenschaft:
Um wissenschaftlich arbeiten zu können ist heute ebenfalls eine hohe (auch digitale) Medienkompetenz erforderlich da Studien, Forschungsergebnisse u.v.a.m. im Internet veröffentlicht und dort teilweise sogar auf entsprechenden Plattformen erstellt und vorgestellt werden (wie z.B. bei "Umfrage-Online", "ResearchGate" oder "arXiv.org"). Die Spreu vom Weizen trennen zu können, sinnvolle und zielführende Recherchen anstellen und weitere vielfältige Möglichkeiten des Internets als Werkzeug und nicht nur zur Unterhaltung nutzen zu können sollte Aufgabe und Ziel einer universitären Ausbildung sein. Dass die Medienkompetenz der "jungen Generation" häufig weit überschätzt wird wurde bereits erwähnt (und dass die leider häufig zitierten Artikel von Mark Prensky über die "digital natives" nicht im Entferntesten wissenschaftlichen Standards entsprechen sei nur am Rande erwähnt). (2)
Bildungsideal
Google Scholar is Filled with Junk Science
Pseudo-scholar
Google Scholar is the world’s largest and most-used academic search engine, yet it is increasingly becoming polluted with junk science, making it a potentially dangerous database for anyone doing serious research, from students to scientists." (3)
Quelle: http://scholarlyoa.com/2014/11/04/google-scholar-is-filled-with-junk-science/
Das angestrebte bzw. geforderte humboldtsche Bildungsideal meint die ganzheitliche Ausbildung in den Künsten und Wissenschaften unter Hervorhebung der eigenen Studienfachrichtung und unter Einbeziehung der Persönlichkeitsentwicklung (Entwicklung des vollen Menschen anstatt des Berufstätigen).(4) (5) Dieses Bildungsideal lässt sich mit Hilfe von e- bzw. blended-learning mit weiteren Lernangeboten, Lernverweisen und (internationalen) Lernmedien, zusätzlichen Lernfreiheiten und vielen (internationalen) Lehrern und Experten - zusätzlicher Medienkompetenz (und Medienkritik) sowie Reflexion, kooperativem und kollaborativen Lernansätzen zumindest unterstützen.
Der Einsatz von e- und blended-learning bietet eine Vielzahl von zusätzlichen Lehr- und Lernmethoden an, die sowohl zum Vorteil der Lehrenden wie auch der Studierenden eingesetzt werden können. Auch ergeben sich Möglichkeiten, Lehrmethoden wie z.B. den "flipped classroom" professioneller als bisher zu nutzen und damit das entdeckende Lernen sowie wissenschaftliche Methoden für Studierenden erfahrbar zu machen und damit auch Methodenkompetenz zu erwerben.
e-Learning bietet insbesondere umfangreiche Möglichkeiten Lernen durch Lehren intensiv einzusetzen indem Reflexionen, Heim- oder Gruppenarbeiten schriftlich (oder durch andere Medien) festgehalten, dokumentiert werden und diese Dokumente/Artefakte wie (e-) Lehrmaterial betrachtet werden können - Lehrmaterial, mit dem die peers lernen und dabei die Lehrenden die Lernfortschritte oder Lerndefizite frühzeitig erkennen können. Unter Umständen eignen sich die Dokumente/Artefakte auch als Material für künftiges e-learning, für e-Portfolios oder Material in wikis und Lernlandschaften.
(1) siehe hierzu z.B.:
Nutzer wissen wenig über Google: http://www.zeit.de/digital/internet/2013-08/google-studie-benutzerwissen?
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/nachrichten-in-sozialen-medien-unser-weltbild-ist-berechenbar-13481475.html
(2) link zum wissenschaftlichen Arbeiten: http://tfmtechniken.blogspot.co.at
(3) siehe z.B. auch Finding High-Quality Content in Social Media: http://www.mathcs.emory.edu/~eugene/papers/wsdm2008quality.pdf
(4) siehe z.B. http://userpages.uni-koblenz.de/~luetjen/sose11/hbi.pdf oder http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=humboldt oder http://www.goethe.de/wis/bib/prj/hmb/the/158/de10444028.htm
(5) siehe hierzu auch Roche, M. (2015). Unsere Hochschulen als Vorbild: Was amerikanische Unis von deutschen lernen können. Frankfurter Allgemeine Zeitung. Retrieved from http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/was-unsere-universitaeten-amerikanische-voraushaben-13636722.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
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